Dienstag, 17. Mai 2011

Abgrundtief

 Kennt ihr das Gefühl, zu fallen? Zu fallen und nichts dagegen tun zu können? Ich hasse es. Ich will jetzt hier nicht rumningeln, aber ich hatte die letzten wochen ne ziemlich schwere Zeit, unglücklich verliebt usw.
Das ganze gipfelte gestern, als ich dann allein in meinem Bett lag und nur noch an die Decke starrte und mir fürchterlich selbst leid tat. Ich hab mich dann an meinen Laptop gesetzt und geschrieben. Folgendes ist herausgekommen.

Es ist kalt um mich herum. Es ist eisig, und egal wie viele Jacken ich anziehe, wie viele Socken, Pullover und Schals, ich friere und ich friere weiter. Und ich bin hungrig. Ich bin leer und ich leide darunter, dass das Essen mir unter der Nase steht, aber ich es nicht greifen und zu mir nehmen kann. Ich leide. Ich leide wie ein Hund. Und ich werde wahnsinnig.
Ich meine das nicht im übertragenen Sinne, ich werde wirklich wahnsinnig. Meine Gedanken laufen Amok, alle führen sie in deine Richtung, sie malen vor meinem inneren Auge ein Bild von deinem Gesicht und sie lassen es mich riechen, deinen Duft, er häng mir fest in der Nase und vernebelt alles. Es klingt kitschig, aber es ist tatsächlich so. Du bist meine Droge. Ich bin süchtig nach dir.
Jedes Mal, wenn ich mich losreißen will, ankämpfen will, zerbricht wieder ein Teil meiner Seele und jedes mal werde ich hysterischer, verzweifelter, während ich mich unter Druck setze, den Entzug durchzustehen. Ich bin ein Schatten, eine seelenlose Hülle, die zugleich zum bersten gefüllt ist mit Gefühlen, Gedanken und einem Schrei, der so groß und so allmächtig ist, dass ich nicht fähig bin, ihn auszustoßen, obwohl ich doch schreie, aber diese Schreie sind klein und unbedeutend.
Bin ich auch klein und unbedeutend? Ich glaube schon. Ich bin nichts. Ich bin nicht fähig, irgendwas an meiner Lage zu ändern. Stattdessen liege ich lethargisch in meinem Bett und schäme mich meiner eigenen Unfähigkeit.
Ich fühle mich leer und allein, und so viele mir auch sagen, dass sie da sind, dass sie mich verstehen und dass ich sie interessiere, selbst wenn ich weiß, dass es stimmt, ihre Worte fühlen sich verlogen an und falsch. Will ich denn, dass sie da sind? Will ich ihre Hilfe überhaupt? Oder genieße ich mein Leid unterbewusst? Bin ich so masochistisch?
Ich kann nicht aufhören zu weinen. Zwischendurch schlafe ich. Ich bin nur noch ein Gespenst. Keiner weiß, wer ich bin. Ich weiß selbst nicht, wer ich bin. Ein nicht existentes Etwas. Wenn ich es nur wirklich wäre.
Ich stehe am Abgrund. Ich bin irre, der Wahnsinn hat von mir Besitz ergriffen. Kann ich springen? Nein, ich kann es nicht. Tausend stimmen in meinem Kopf. Es gibt solche und solche. Manche sagen mir, dass ich feige bin. Sie sagen mir, dass ich schwach bin, weil ich darüber nachdenke, dass hier zu tun. Andere sagen, dass ich feige und schwach bin, weil ich darüber nachdenke, es zu tun, es aber verdammt noch mal nicht tue. Wieder andere geben mir die Gründe, es nicht zu tun. Hier gibt es wieder die einen und die anderen. Die einen erinnern mich an Freunde und Familie, die mich vermissen würden. Die da sind, selbst wenn ich es nicht will und glaube, dass sie verlogen sind. Dann gibt es die anderen. Sie sagen, dass du es nicht wert bist. Sie haben kurz meine Aufmerksamkeit, bevor mein Gedanke sich auf die Stimmen stützt, die sagen, dass ich Chancen habe, wenn ich mich nur zusammenreiße. Eine Chance auf ein Leben mit dir. Was will ich denn anderes?
Ich stehe an diesem Abgrund und schaue hinab. Es ist der erste Grund, der mir mein Leben wieder schmackhaft macht. Der mich einen Schritt zurück gehen lässt. Mein Telefon klingelt. Es ist nicht dein Name, der auf dem Display prangt. Aber es ist einer, der wichtig ist. Und deiner wird folgen.
Der Kampf ist aufgenommen.

Das ist auch tatsächlich passiert. Also, nein, ich stand an keinem Abgrund, jedenfalls nur mental. Aber mein Handy hat wirklich geklingelt. Der herzallerbesteste Bruno rief durch und dann bin ich mit ihm zu einem anderen Kumpel namens Chris gedüst und wir haben Wii gezockt. Das war trotz entsetzlicher Niederlage meinerseits entspannend und hat mich abgelenkt. So solls doch sein.

Heute war dann nochmal Stress. Man muss dazu sagen, dass ich ein sehr impulsiver Mensch bin. Ich hab ihm schließlich heute morgen eine bitterböse Nachricht bei Facebook geschrieben. Und dann hat Bruno mich angeschissen, dass ich dumm bin und es mir damit erst Recht versaut hab. Tja, anscheinend nicht, denn dann kam DIE erlösende Nachricht zurück. Jetzt bin ich vergeben.

Und was beweißt das, liebe Kinderchen?

Am Dunkelsten ist die Nacht vor der Dämmerung.

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