Samstag, 5. Mai 2012

Herzensblut

Ziehst du mich an? Stößt du mich ab?
Ziehst du mich aus? Stößt du mich an?
Denn je länger ich dich betrachte, desto mehr blicke ich in ein Antlitz voll Gier. Heißes Verlangen, und doch so kühl, dass es mich nicht in Flammen zu setzen vermag - und doch brenne ich. Aber ist es gutes Feuer? Ist es Licht? Ich fürchte die Dunkelheit nicht, im Gegenteil: Ich verehre die Nacht. Aber bist du verehrenswert, du, der du nicht mit schönen Worten, sondern mit Gewalt versuchst, mich zu besitzen, ohne jede Eleganz und Sanftheit danach trachtest, mich an dich zu reißen? So grob, so unfein...
Ist es nicht immer eine Gefahr, hinter die Fassade zu blicken? Die Erleuchtung ist bedrohlich, und doch streben wir danach. Doch dann - der Schatten - das Nichts - geringer Trost, geringer Lohn für unsere Mühen. Denn hinter dem Antlitz des Engels liegt meist Luzifer auf der Lauer, bereit, mich zu verzehren, aufzusaugen, leer zu trinken, meine Seele zu stehlen und mich zurück zu lassen als eine stumpfe Hülle, die ins Nichts starrt, in die Dunkelheit blickt, ohne zu sehen. Hauche ich mein Leben aus für ein Gespenst? Für eine Illusion? Verkaufe ich dir meine Seele? Der Preis ist doch zu klein, den du zu zahlen gedenkst. Umworben will ich sein, nicht geraubt.
Loslassen, mein Herz, das kann ich nicht...
Bei dir bleiben? Genauso wenig. Kann und will dich nicht gewinnen lassen.
Durchfährt mich der Blitz und nimmt mir den letzten Tropfen stolzen Blutes? Ja. Jedes Mal aufs Neue.
Ich verliere mich...

Mittwoch, 7. März 2012

And now you're just somebody that I used to know...

Ich weiß noch, wie wir uns kennengelernt haben.
Es ist unglaublich, wenn ich es mir so vor Augen führe, aber es ist tatsächlich schon wieder fast 2 Jahre her. Ich war damals verliebt in deinen besten Freund, mit dem du eine Band hattest. Diese Band musste ich natürlich auschecken! Und dann hab ich dich dort kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, ein bisschen rumgeblödelt, alles ganz locker.
Dein bester Freund hat mir das Herz gebrochen. Du warst da für mich.
Dann verliebte ich mich in einen anderen, und auch er hat mich abgewiesen. Du warst da für mich.
Und dann warst du der beste Freund auf dieser Welt für mich, dann waren wir allein zu zweit und dann...
ja, dann sind wir zusammengekommen. Ganz romatisch, ganz niedlich, erst heimlich, dann offiziell.
Ich war verdammt lange mit dir zusammen: 7 Monate und 2 Wochen. Nicht schlecht für eine 16-Jährige, meine ich. Wir haben unsere Tage und Nächte zusammen verbracht, ich habe dafür gesorgt, dass du dir endlich einen Job suchst, und du hast ihn gefunden.
Dein Kater war mein Baby, ich habe ihn über alles geliebt, und ich habe dich geliebt.
Aus heutiger Sicht weiß ich nicht mehr warum.
Dann kam der andere wieder, und ich wurde rückfällig. Ich verließ dich für einen anderen. Das ist die einzige Schuld, die ich tatsächlich trage. Ich stehe dazu, und ich weiß, dass das verletzend war. Es tut mir leid.
Und als er mir dann erneut mein Herz aus der Brust gerissen hatte: Du warst für mich da.
Und wir hatten die Band. Trotz der Trennung: Die Band sollte bleiben! Und sie blieb. Und wir blieben Freunde.
Und dann verließ ich die Band. Es lag nicht an dir, der Auslöser war ein anderes Mitglied.
Und dann warst du beleidigt. Vielleicht kam alles wieder hoch, vielleicht hattest du damit realisiert: Es gibt kein zurück. Und du wurdest giftig, wie eine Schlange.
Du hast mir hässliche Dinge an den Kopf geworfen. Den großen Trennungsstreit, den wir nie hatten, den holtest du jetzt nach.
Ich habe dich aus meinem Leben gelöscht, jetzt endgültig. Warum? Weil in den zwei Jahren, die wir uns jetzt kennen, einiges passiert ist. Ich bin älter geworden, reifer, erwachsener, selbstständiger, intelligenter, selbstbewusster. Du hast dich nicht weiterentwickelt. Ich blicke zurück und stelle fest: in den 17 Jahren, die ich lebe habe ich mehr erreicht, als du mit beinahe 27. Traurige Wahrheit.
Dein Katzentragekorb steht immer noch bei mir. Ein Buch von dir ebenfalls. Ich soll es dir zurückbringen.
Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich weiß nicht, ob ich dir gegenübertreten kann, mit dem Wissen, wie unterschiedlich wir doch sind und mit dem Gedanken, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, dass du die Person bist, die ich mal so sehr geliebt habe. Du rast auf den Abgrund zu, ich erklimme den Berg des Erfolges. Aber das kann mir egal sein. Ich kenne dich nicht mehr.